Die Nutzung kreativen Potenzials von Gruppen wird oft als Erklärungsansatz für die Entstehung von Kreativität genannt. Gruppen liefern mehr verwertbare Ideen – einen höheren Kreativitätsoutput – verglichen mit der Summe der Ideen einzelner Individuen, da Gruppenmitglieder wechselseitig angeregt werden.

„Ich glaube nicht, dass Kreativität die Gabe einer guten Fee ist. Ich glaube, sie ist eine Fertigkeit, die wie Autofahren geübt und gelernt werden kann.“ (Edward de Bono)

Kooperative Interdependenz bezeichnet die Konstellation, in der die erfolgreiche Leistung eines Gruppenmitglieds auch die Leistung der übrigen Gruppenmitglieder vorantreibt. Diese sind motiviert, individuelle Ressourcen wie Aufwand, Wissen, Zeit beizutragen, solange ihre privaten Interessen die gleichen sind und gemeinsamen Interessen dienen.

Anhaltspunkte, wie aus Vorhandenem Neues und, nach bestimmten Kriterien, Besseres entstehen kann, liefern Kreativitätstechniken, z. B. Brainstorming. Gruppen ermöglichen diesbezüglich nicht nur das Hervorbringen von Ideen, sondern auch die Sammlung und Nutzung der bei den Gruppenmitgliedern schon verfügbaren Informationen, die aufgrund des persönlichen Spezialwissens, der jeweiligen Befähigung und Vorerfahrung recht unterschiedlich ausfallen können. Tom Kelley zählt zu den Kennzeichen von „Hot Groups“, mit Leib und Seele dabei zu sein, das Endergebnis erreichen zu wollen, für das eine fast nicht zu realisierende Deadline gesetzt ist. In diesen „Hot Groups“ gibt es weder Hierarchien noch Ehrfurcht, stattdessen eine Vielfalt an Teilnehmern unterschiedlicher Disziplinen, die in einer flexibel gestaltbaren Umgebung mit Kontakt zur Außenwelt zusammen arbeiten.

Letztlich bildet die Differenz aus potenzieller Leistung und auftretenden Prozessverlusten die tatsächliche Leistung einer Gruppe. Durch eindeutige Kommunikation von Koordinierungsregeln und hoher Aufrechterhaltung der Motivation kann Prozessverlusten wiederum entgegen gewirkt werden.

Die Einzelarbeit in der Gruppe ist als systemisches Beratungssetting weit verbreitet. Als Teilnehmer seine Ideen in der Gruppe zu präsentieren und zu diskutieren ist mit der Vorstellung verbunden, was die Anderen darüber sagen. Dies ermöglicht Feedback und neben Lob auch konstruktive Kritik. Das Beratungsgeschehen eines Einzelnen in der Gruppe löst bei den Zuschauern bzw. Zuhörern intensive Prozesse aus. Dazu gehören Emotionen und empathisches Mitempfinden, die eigene Handlungsimpulse und Lösungsideen auslösen. Die Gruppe kann darüber hinaus aktiv beteiligt werden, z. B. durch die systemische Methode des Reflecting Teams.

Quelle: Development Center bei der Gründungsförderung: Zur systemischen Beurteilung und Förderung von Gründungsideen (Dajana Langhof / Diplomica Verlag 2015)

Dajana Langhof leitet Einzel- und Gruppencoachings sowie Workshops. Hier begegnen sich Unternehmer, Geschäftsführer, Führungskräfte und Teams auf Augenhöhe und entwickeln Ideen, Pläne und Lösungen für die strategische Unternehmensentwicklung.